Titelauswahl - Titelffindung
Warum erscheinen ausgerechnet diese Titel, Themen und Personen in der Reihe der "Rauenthaler Geschichten"? Wie kam es zu dieser Auswahl? Einerseits sind es Themen, die von Rauenthalern selbst angesprochen und als "zu Rauenthal gehörig" eingestuft wurden. Andererseits kennen die mit der Geschichte des Rheingaus vertrauten Historiker*innen Begebenheiten, Ereignisse, Personen, die von Bedeutung sind und die Öffentlichkiet interessieren könnten und sollten. Mitunter bringen dann Recherchen und Forschungen mehr zu Tage als vorher bekannt war. In diesem Zusammnhang darf darauf hingewiesen sein, dass das Bewusstsein für die Rheingauer Geschichte durch diejenigen präsent gehalten wird, die in den Archiven und Bibliotheken, aber auch im "stillen Kämmerlein" der Geschichte nach und auf den Grund gehen. Beispielhaft und stellvertretend sei hier die "Gesellschaft zur Förderung der Rheingauer Heimatforschung e.V." genannt. Den Damen und Herren, die dort engagiert sind, gilt unser Dank!
Folgend sind hier drei Beispiele dargelegt, wie es zu Themen für die Reihe der "Rauenthaler Geschichten" kam:
Band 1: "Aloysia und Hendrik: eine Liebe mit Hindernissen"
Im Jahre 2010 erschien der erste Band der Rauenthaler Geschichten. Hans Wagner hatte eine biografische Notiz zum Rauenthaler Schultheißen Johann Georg Hofmann verfasst. Diesem zu Ehren hatten die Bürgerinnen und Bürger eine Tafel am Rathaus angebracht. Der Mann hatte sich in vielfacher Hinsicht verdient gemacht. Die Tafel gab es wohl, weil es dem Schultheißen mit Unterstützung im Jahre 1709 gelungen war, einen Trupp marodierender französischer Freibeuter zu überwältigen. Die hatten zuvor Schlangenbad überfallen und Mitglieder des deutschen Hochadels als Geiseln genommen.
Die historische Erzählung "Aloysia" von Aloys Henninger aus dem Jahre 1858 nimmt sich dieses Vorfalls an. Die Rauenthaler Winzertochter Aloysia lernt auf der Bubenhäuser Höhe den vermögenden Holländer Hendrik kennen. Diese Begegnung und der Überfall in Schlangenbad werden das Leben der beiden verändern.
Einige Rauenthaler*innen waren mit der Geschichte vertraut und wussten, worum es geht. Gott sei Dank. Die historische Erzählung ist es wert, in diese Reihe aufgenommen worden zu sein. Ebenso gilt das für den 2. Band der Rauenthaler Geschichten. Wilhelm Heinrich Riehl und Conrad Kraus erzählen ebenso vom Überfall in Schlangenbad und deren Nachspiel für Rauenthal. Drei und mehr Geschichten werden von diesem Ereignis erzählt und die Rauenthaler tun gut daran, das Gedächtnis an ihren Schultheißen und seine mutige Intervention zu bewahren.
Band 4: "Steile Karrieren in der Kirche"
Der frühere Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Leopold Bausinger,machte in der Reihe "Rheingauer Heimatbriefe" (1970, Nr. 74) auf den Rauenthaler Abt Jakob Münch aufmerksam. Im Jahre 1681 geboren, empfing er 1725 im ca. 70 km entfernten Kloster Ilbenstadt die Abtsweihe und wirkte dort im Orden der Prämonstratenser. Bausinger schreibt: "Münch glänzte als wortgewaltiger Redner und Prediger und hatte oft auch Nichtkatholiken als Zuhörer und Bewunderer." Landrat Bausinger zählt weitere Tätigkeiten auf, die den Abt aus Rauenthal dort in Ilbenstadt besonders hervorheben. Der Grabstein von Abt Jakob steht gut zugänglich in der Ilbenstädter Basilika.
Abt Jakob findet ebenfalls und zu Recht Aufnahme in unserer Reihe. Dabei hat die Feststellung, "Jakob Münch, ein vergessener Rauenthaler" zweifelsohne als provozierender Stachel gewirkt. Tatsächlich sollte in Rauenthal nicht vergessen werden, dass einer der Ihren zur Abtswürde gelangt und zudem weit über alle Land zu Ehren gekommen war. Das gleiche gilt für Abt Valentin Molitor, der in der Nachbarschaft, in Kloster Eberbach ebenfalls zu Abtswürden gekommen war. Walter Hell hat sich des Abt Jakob angenommen, Josef Staab hat die Geschichte des Abt Valentinus recherchiert, sie ist uns für die "Rauenthaler Geschichte(n)" zur Verfügung gestellt worden. Wenn die Persönlichkeit des Rauenthaler Abts Valentin - im "Rheingau Forum" und in unserer Reihe publiziert - in einem Straßennamen in Rauenthal bleibende Erinnerung und Würdigung erfährt, dann hat die Publikation schon einen guten Zweck erfüllt. Es könnte in Rauenthal in Zukunft auch eine "Abt- Münch-Straße" oder eine "Schultheiß Hofmann-Straße" eingerichtet werden.
Band 6: "Kripo findet Spur nach Rauenthal"
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Am 29. November 2008 erscheint im Wiesbadener Kurier ein Artikel, der doch bei vielen Rauenthaler Bürgerinnen und Bürgern Erstaunen auslöst. Insider-Kreise, also Orgelexperten, Musikenner*innen, werden vielleicht kundig gelächelt haben , aber wer wusste es in Rauenthal? In der evangelischen Kirchengemeinde in Taunusstein-Neuhof gab es eine Orgel, die aus dem Biebricher Schloss stammen sollte und im Jahre 1787 für 50 Taler gekauft worden war. Diese Informationen stimmten wohl nicht. Sachverständige entdeckten in der Orgel Inschriften, die etwas anderes bedeuteten. Man schaltete das BKA ein. Das ermittelte, forschte und war sich bald sicher: die Orgel sollte aus der Embach-Werkstatt aus Rauenthal stammen. Es handelte sich um die verschollen geglaubte Embach-Orgel aus der Kapelle, die das säkulariserte Kloster Eberbach in Limburg unterhielt.
Orgel-Werkstatt in Rauenthal? Das Thema aber eignete sich für eine historische und muskalische Recherche, die in den "Rauenthaler Geschichten" der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden könnte. Der in Winkel ansässige Rheingauer Heimatforscher Walter Hell nahm sich des Themas an und wurde weit über Rauenthal hinaus fündig. Markus Frank Hollingshaus, der als Musikwissen-schaftler und Organist für das Thema prädestiniert war, suchte die noch existierenden Embach Orgeln auf und dokumentierte sie im zweiten Teil des Buches. Den beiden Autoren ist für ihre "Ermittlungsarbeit" zu danken. Die Rauenthaler dürfen mit Fug und Recht von ihrer kirchen-musikalischen Geschichte sprechen.